Pawpaw - Anbauanleitung und Nährwert

Posted by Miroslav Gavalec 20pm31UTC_f2017Fri, 20 Jan 2017 17:59:31 +000001pm31_31052017Fri, 20 Jan 2017 17:59:31 +000031 0 Comment(s) Wenig bekannte Obstsorten,

Pawpaw  - Anbauanleitung und Nährwert

 

Der Geschmack der Indianerbanane erinnert ein wenig an süßliche reife Bananen. Genauer gesagt, an einen Cocktail tropischer Früchte aus Banane, Mango, Ananas und Vanille. Noch ist die Asimina triloba bei uns kaum bekannt. Gehört zur Familie der Sauersackgewächse (Annonaceae). Etwas bekannter sind vielleicht schon die Bezeichnungen Papau, Paw Paw oder Pawpaw. Im südöstlichen Nordamerika, wo der Pawpawbaum beheimatet ist, nennt man dessen Früchte unter anderem auch Poor Man’s Banana oder Hoosier Banana. Dass diese Frucht in ihrer Heimat eine durchaus beachtliche Bedeutung hat, geht schon daraus hervor, dass hier unter anderem Plätze, Schulen, Flüsse und Seen, ja sogar Städte „Paw Paw“ heißen.

 

Warum ist diese Frucht nun so interessant?

 

Auf unseren Obstmärkten trifft man gelegentlich auf die nächsten Verwandten der Indianerbanane. Allerdings handelt es sich hierbei um die Früchte von tropischen oder subtropischen Bäumen, die unter mitteleuropäischen Bedingungen nicht winterhart sind. Die Indianerbanane erinnert im Geschmack ebenfalls an tropische Früchte. Zum Unterschied ist sie allerdings der einzige bei uns winterharte Vertreter einer subtropischen bis tropischen Gehölzgruppe, die insbesondere wegen ihrer essbaren Früchte kultiviert wird.

 

Aussehen und Charakteristik

 

Der Pawpaw ist ein außergewöhnliches Gehölz. Dafür sind seine ungewöhnlich großen Blätter, die charakteristische Wuchsform und die wunderbare Herbstfärbung verantwortlich. Seltener entwickelt er sich zu einem sommergrünen, etwa 3 bis 5 m hohen Großstrauch. Meist wächst er baumförmig und kann im ausgewachsenen Zustand mitunter bis zu 8 m Höhe erreichen. In unseren Breiten wird sich das Höhenwachstum aber bei etwa 5 bis 6 m einstellen. Die veredelten Pflanzen entwickeln einen geraden durchgehenden Leittrieb. Ihre dicht geschlossene Krone ist anfangs schmal kegelig, später breit-rundlich bis oval. Gelegentlich bilden Pflanzen in einiger Entfernung vom Stamm Wurzelausläufer. Dies ist nicht nur bei Sämlingen der Fall, auch an veredelten Pflanzen kann das beobachtet werden. Der Austrieb erfolgt relativ spät, dann erst entwickeln sich die 12 bis 25 cm großen, sehr dekorativen Blätter. Sie sind wechselständig angeordnet und verleihen den Pflanzen ein „tropisches“ Aussehen. Besonders wenn sich ihr Blattwerk im Herbst leuchtend gelb verfärbt, sind die Indianerbananenbäume nicht zu übersehen. Die Blüten öffnen sich noch vor dem Blattaustrieb, der erst sehr spät erfolgt. Je nach Sorte, geografischer Breite und Höhenlage beträgt die Blühperiode etwa sechs Wochen. Sie kann ab März beginnen und bis in den Mai hineinreichen. In unseren Breiten erfolgt dies um Ende April/Anfang Mai. Nun öffnen sich die bereits im Herbst des Vorjahres gebildeten dick geschwollenen rundlichen Blütenknospen. Sie sind rot- bis kastanienbraun, glockig, etwa 3 bis 5 cm groß und sitzen in den Blattachseln vorjähriger Triebe. Ihr Aufbau ist sehr einfach, denn sie bestehen nur aus 3 Kelchblättern und 2 Reihen mit je 3 Kronblättern. Interessant ist jedoch, dass jede einzelne Blüte mehrere Ovarien besitzt. Das erklärt auch, warum sich aus einer einzelnen Blüte nicht nur eine, sondern gleich mehrere Früchte (Clusters) entwickeln.

 

Bestäubung 

 

Die Blüten werden nicht von Bienen, sondern vorwiegend von Fliegen, Käfern und durch den Wind bestäubt. Da die Blüten selbststeril sind, muss man mehrere Klone oder Sorten pflanzen, damit ein guter Fruchtansatz gewährleistet ist. Denn die weiblichen Blütenanteile (Narben) sind für den Blütenpollen bereits aufnahmefähig, wenn die eigenen Staubblätter noch nicht voll entwickelt sind. Entlassen diese dann ihren Pollen, dann sind die Narben bereits verwelkt. Dieses Problem kann man aber umgehen, indem man die etwa 2 bis 3 selbstfruchtbaren Sorten (‘Overleese‘, ‘Sunflower‘ und ‘Prima‘) pflanzt. In Amerika wird auch die Bestäubung per Hand mit dem Pinsel empfohlen. Versuche in Deutschland zeigten jedoch, dass dies keine wesentlich bessere Bestäubung, bzw. Befruchtung zur Folge hat. Nach Informationen aus der Schweiz wird eine Bestäubung per Hand empfohlen, da hier ein großer Unterschied zwischen den natürlich bestäubten und den handbestäubten Pflanzen festgestellt wurde. Dadurch entsteht natürlich ein deutlich erhöhter Arbeitsaufwand. Darüber hinaus sollen die Früchte handbestäubter Pflanzen allerdings mehr Samen enthalten.

 

Früchte

 

Die Früchte der Wildform der Indianerbananen sind 7 bis 9 (bis 15) cm lange und 3 bis 5 cm breite, ovale bis wurstförmige, grünliche und zur Reife gelbliche Beerenfrüchte. Seltener entwickeln sie einzelne Früchte, meist sind sie zu Fruchtverbänden (Clusters) von 3 bis 9 Einzelfrüchten zusammengefasst. Auslesen und Sorten können bis 15 cm groß werden. Die Einzelfrüchte werden zwischen 60 und 240 g schwer, können aber auch ein maximales Gewicht von bis zu 470 g erreichen. Mit etwa 1,3 bis 3,0 cm haben sie relativ große Samen von dunkelbrauner bis schwarzer Farbe. Erfreulicherweise enthalten die Fruchtsorten meist nur 8 bis 10 bohnengroße Samen in 2 Reihen. Dagegen können bei den Früchten der Wildpflanzen bzw. bei Sämlingspflanzen mitunter 10 bis 14 Samen ausgebildet sein. Das Fruchtfleisch reifer Pawpaws ist weich und zart, es wird von einer dünnen grünlich bis grünlichgelben Fruchtschale eingeschlossen. Auch wenn die Fruchtform mit einer Banane keine Gemeinsamkeiten aufweist, so wundert es nicht, dass man ihr trotzdem den Namen „Indianerbanane“ gegeben hat. Denn die Konsistenz des cremeweißen bis gelblichen Fruchtfleisches ähnelt tatsächlich jenem einer Banane oder einer reifen Avocado. Auch das Aroma des Fruchtfleisches erinnert ein wenig an süßliche reife Bananen, Mango, Ananas und Vanille.

 

Reifezeit

 

Der beste Reifezeitpunkt ist dann, wenn sich die Schale von frischgrün ins leicht Gelbliche verfärbt. An vollreifen Früchten können sich braune oder schwarze Flecken auf der Schale entwickeln. Diese beeinträchtigen den Geschmack zwar keineswegs, machen die Frucht aber etwas unansehnlicher. Dies ist für den Verkauf der Pawpaws natürlich sehr hinderlich. Deshalb sind sie mit höchster Achtsamkeit zu behandeln und nicht gut transportfähg. Pawpaw-Früchte reifen über einen Zeitraum von etwa 4 Wochen von Mitte September bis Mitte Oktober. Die Frucht ist reif, wenn sich ihre Haut durch sanften Druck mit den Fingern (ähnlich den Pfirsichen) leicht eindrücken lässt. Zur Reifezeit verströmen sie einen sehr charakteristischen süßen Duft tropischer Früchte. Reife Früchte lassen sich 2 bis 3 Tage lagern. Knapp vor der Vollreife geerntete (oder abgefallene) Früchte reifen innerhalb weniger Tage gut nach. Bedingt durch die lange Reifezeit der Früchte sind 3 bis 4 Pflückdurchgänge durchzuführen. Es dauert etwa 5 bis 6 Jahre, bis sich der erste Fruchtertrag einstellt.

 

Nährwert und Inhaltstoffe

 

Pawpaw-Früchte besitzen mit 80 kcal pro 100 g Fruchtfleisch einen sehr hohen Nährwert. Bezüglich der Inhaltstoffe sind sie der Banane ähnlich. Sie haben 1,2 % Protein, 1,2 % Fett (mit der Schale), 18,8 % Kohlenhydrate, 18,3 mg/100 g Vitamin-C. Darüber hinaus sind noch der hohe Mineralstoffund Aminosäuregehalt nennenswert, denn diese sind im Vergleich mit Apfel, Orange oder Banane weitaus höher. Indianerbananen sind für den Rohverzehr geeignet. Man isst sie, indem man sie halbiert und, ähnlich wie bei der Kiwi, das weiche, cremige Fruchtfleisch auslöffelt. Die Kerne entnimmt man am besten während des Auslöffelns. Die Früchte kann man aber auch pürieren und daraus Fruchtcocktails, Speiseeis, Milchshakes oder Mischsäfte bereiten. Auch alkoholische Getränke lassen sich daraus herstellen. Es gibt allerdings auch Menschen, die Pawpaw-Früchte nicht gut vertragen (wie auch beim Genuss von Mini-Kiwis festgestellt wurde), es können sich nach dem Genuss Hautausschläge, Übelkeit oder Durchfall einstellen. Angeblich enthalten Pawpaws auch krebshemmende Stoffe.

 

Standort, Pflanzung und Pflege

 

Der Pawpaw bevorzugt feucht kontinentales Klima mit mäßig feuchten, nährstoffreichen und leicht sauren Böden. Eine Zusatzbewässerung (Tröpfchenbewässerung) ist angebracht, wenn man die Indianerbanane kommerziell nutzen möchte. Da Staunässe nicht vertragen wird, ist es wichtig, dass der Boden durchlässig ist. Am geeignetsten sind Gebiete mit begünstigter Klimalage (wie z. B. Weinbauklima), damit die Früchte auch rechtzeitig vor den ersten Frösten ausreifen. Trotzdem benötigt die Pawpaw ein Minimum von 400 Stunden (etwa 16 bis 20 Tage) Winterkälte und zumindest 160 frostfreie Tage. Dafür sind die Pflanzen aufgrund der tiefen Winterruhe sehr gut frosthart und tolerieren noch bis –25 °C. Aber sie kommen auch noch mit Temperaturen von +35 °C zurecht. Empfindlich sind sie aber gegenüber hoher Lufttrockenheit, trockenen Winden und kühlen, feuchten Sommern.

Eine Fläche von etwa 4 x 2 m oder 4 x 3 m sollte pro Baum zur Verfügung stehen. Die Seitentriebe wachsen jährlich etwa 15 bis 30 cm. Abgesehen von der Zusatzbewässerung sind keine weiteren Pflegearbeiten notwendig. Schnittmaßnahmen sind in der Regel nicht notwendig und beschränken sich auf das Entfernen verletzter oder zurückgefrorener Pflanzenteile. Eventuell sollte man Konkurrenztriebe bei Spindelbäumen entfernen und steilere Äste ableiten. Um die Bäume niedrig zu halten, kann die Krone ausgelichtet werden, an älteren Pflanzen ist ebenfalls ein leichter Auslichtungsschnitt empfehlenswert. Derzeit gibt es keine Plantagen von Asimina triloba. Versuchspflanzungen gibt es in Italien, Deutschland, Österreich und Australien. Die Früchte auf den lokalen Märkten stammen aus Hausgärten bzw. in Amerika auch von Wildstand orten. Wildformen bzw. Unterlagen lassen sich einfach (nach einer kalt-warm-Stratifikation) durch Samen vermehren. Aber nicht alle aus Samen gezogenen Pflanzen bringen wohlschmeckende Früchte hervor, manche können einen unangenehmen Bei- oder Nachgeschmack haben. Es ist deshalb unbedingt ratsam, auf veredelte Sorten zurückzugreifen. Indianerbananen entwickeln eine Pfahlwurzel und reagieren sehr empfindlich, wenn diese verletzt werden.

 

Die bekanntesten Sorten

 

Es gibt in den USA mehr als 50 Auslesen, aber nur etwa 15 bis 20 davon werden kommerziell genutzt. Es werden vor allem die selbstfruchtbaren Sorten ‘Overleese‘ und ‘Sunflower‘ angeboten. Overleese bringt große Früchte (200 bis Schöne Herbstfärbung der Indianerbanane Asimina triloba verträgt keine Staunässe – daher ist es wichtig, dass der Boden durchlässig ist 250/max. 390 g) bei einem mittleren Fruchtertrag von 7,5 bis 11,0 kg – das sind etwa 30 bis 65 Früchte pro Baum – hervor. Ihr Geschmack ist fruchtig und sehr gut, die Reifezeit Ende September. Sunflower ist die zweite selbstfruchtbare Sorte mit ebenfalls sehr großen Früchten (160 bis 200/max. 325 g) und hohem Fruchtertrag (8,5 bis 12,0 kg, das sind 45 bis 75 Früchte pro Baum). Auch der Geschmack dieser Sorte ist sehr gut, sie war bei Verkostungen die beliebteste Sorte. Ihre Reifezeit erstreckt sich von Ende September bis Mitte Oktober.