Aktuelle Unterlagen für Obstbäume

Posted by Miroslav Gavalec 20pm31UTC_f2017Fri, 20 Jan 2017 21:13:39 +000001pm31_39092017Fri, 20 Jan 2017 21:13:39 +000031 0 Comment(s) Progressive Anbautechnologien,

Pfirsichsämling RUBIRA - Unterlage für trockene Standorte

 

Qualität der Unterlage auf welcher der gepfropfte Obstbaum wächst, bestimmt seine zukünftige Widerstandsfähigkeit gegenüber Frost, Krankheiten und beeinflusst die Leistungsfähigkeit und und die Langlebigkeit des Baumes. In unserem Gartenbau finden Sie Obstbaumsorten, die auf folgende Unterlagen gepfropft sind:

 

Myrobalane - Aprikosenunterlage

 

Generativ vermehrte Unterlage (Sämling). Für warme, trockene Lagen, mit tiefgründigen und durchlässigen Böden geeignet. In erster Linie als Unterlage für die Heranzucht großer Bäume (Hochstämme) mit Endhöhe 6m und mehr geeignet. Die Wurzeln wachsen steil hinunter und verleihen dem Baum einen starken Wuchs, späteren Ertragseintritt und gute Widerstandkraft gegen Trockenheit. Die arteigenen Sämlinge zeigen gute Affinität zu den Edelsorten, sind jedoch verticillose- (Welkekrankheit) und wurzelschimmelanfällig.

 

GF677 - Pfirsichunterlage

 

Pfirsichmandel, Prunus persica x Prunus amygdalus. Obwohl sie unter den Pfirsichunterlagen am stärksten wächst, stellen sie die wichtigsten Unterlagen  im pannonischen Raum dar. Ihre Vorteile liegen vor allem in der Chlorosefestigkeit (bis 12% Aktivkalk) und der guten Adaption für trockene Böden. Sie kommen schneller in Ertrag als am Sämling bei gleicher Fruchtqualität. Weiteres sind sie zur Wiederbepflanzung nach Pfirsichsämlingen geeignet und besitzen eine ausgezeichnete Verträglichkeit mit den Pfirsich- und Nektarinensorten.

 

TORINEL® avifel - Aprikosenunterlage

 

Könnte eine der wichtigsten Aprikosenunterlagen für moderne Spindel- und Heckenerziehung werden. Dieser Hybrid aus ´Reine Claude d´Althan´x ´Reine Claude de Bavay´ wächst schwächer als 655-2. Torinel hat eine sehr gute Verträglichkeit mit allen Aprikosensorten, ist aber unverträglich mit vielen Pfirsich- und Nektarinensorten. Auf Torinel veredelte Aprikosenbäume kommen sehr früh in Ertrag und sind widerstandsfähig gegen Wurzelersticken. Torinel® macht wenige aber bedornte Wurzelausläufer. Torinel® und WaxWa brauchen im Winter höhere Bodentemperaturen um in Saft zu gehen als Ishtara®, Jaspi® fereley oder Pumiselekt, was bei Aprikosen nach  Warmwetterperioden im Jänner und anschließenden Kälterückfall ein Vorteil sein kann.

 

PYRODWARF® - Birnenunterlage

 

Die Vorteile von Pyrodwarf liegen in der sehr guten Winterhärte und der Unempfindlichkeit gegen kalkinduzierte Chlorosen. Die Standfestigkeit ist gut. Als Birnentyp besitzt Pyrodwarf eine gute Kompatibilität mit allen Birnensorten, so dass eine Zwischenveredelung nicht erforderlich ist. Pyrodwarf wird empfohlen für Standorte, die für Quittenunterlage ungeeignet sind. Pyrodwarf sollte mit großfrüchtigen Sorten kombiniert werden.

 

 GISELA® 5 - Kirschenunterlage

 

Hierbei handelt es sich um eine Kreuzung von P. cerasus c P. canescens. Die Wuchsstärke ist schwächer als 50 % von F 12/1. Der Baum fördert eine sehr frühe Fruchtbarkeit, besitzt eine beachtliche Anpassungsfähigkeit an die verschiedenen Bodentypen,  ist ab dem 4. Jahr standfest, frosthart, unterstützt eine horizontale Aststellung und macht keine Wurzelausläufer. Für Spindelerziehung im Erwerbsobstbau bzw. für kleine Baumformen im Hausgarten hat sich Gisela 5 in den letzten Jahren sowohl im Ertrag als auch in der Fruchtqualität bei Süßkirschen am besten bewährt.

 

 Wavit® - Pflaumen- und Aprikosenunterlage

 

Ganz neu auf dem Markt kommt in Zukunft eine in-Vitro vermehrte Wangenheims, welche absolut einheitlich wächst. WAVIT® Prudom ist durch die Meristemvermehrung zwar wesentlich teurer (wie Gisela 5) als Sämling, was sich durch den einheitlichen Wuchs (keine Spurtypen), der guten Annahme der Edelaugen und der hohen Frostfestigkeit schon in der Baumschule rechnet. Für den Obstbauern macht sich neben dem einheitlichen, schwachen Wuchs das Fehlen von Wurzelausläufern, die frühen und großen Erträge und die hohe klimatische Robustheit bezahlt. In vielen Regionen macht das Pflaumenbaumsterben (Valsa, Pseudomonas, …) große Sorgen. Jaspi fereley sollte man aus diesem Grund in keine Staulagen pflanzen. Besser ist es, empfindliche Edelsorten auf der sehr robusten WAVIT® hoch zu veredeln (20 cm und darüber). Wavit entspricht dem lange gesuchten Ideal einer Pflaumenunterlage für intensive Pflanzsysteme auf guten, wüchsigen, zwetschkenholden Böden. Auf trockenen, schlechten Standorten ist Wavit zu ertragreich und verringert wie viele wuchsreduzierende Unterlagen bei Überbehängen rasch die Fruchtgröße.

 

WAVIT® ist eine speziell für den modernen Aprikosenanbau selektierte Zwetschkenunterlage aus Wangenheimer Frühzwetschken-Sämlingen. Da Wangenheims-Sämlinge recht unterschiedlich wachsen, haben wir uns schon lange bemüht, diese sehr robuste Unterlage homogener zu bekommen. Der erste Schritt war, Kerne nur aus einer vollkommen isolierten virus- und phytoplasmenfreien Samenspenderanlage zu produzieren, wo Wangenheims sich nur selbst befruchten kann (WaxWa). Dies hat zu deutlich einheitlicheren Unterlagen geführt. Trotzdem führt diese generative Vermehrung zu Aufspaltungen, wo immer wieder Spurtypen auftauchen, welche dann extrem schwach wachsen und kleinere Früchte bringen. Einzelne Spurtypen führen gerade bei Aprikosen immer wieder zu Affinitätsproblemen. Darum wurden an mehreren Stellen in Europa Klone ausgelesen und diese vegetativ vermehrt. Der derzeit erfolgreichste und am weitest verbreitete ist WAVIT® Prudom. Durch die In-Vitro-Vermehrung bringt WAVIT  einen absolut einheitlichen Schwachwuchs, der ca. 10 % unter dem von Torinel und GF 655-2 liegt. Auf guten, wüchsigen Böden stellt Wavit die beste Unterlage für den modernen Aprikosenanbau dar, auf trockenen Standorten sind Pfirsichunterlagen oder Myrobalanenklone zu bevorzugen. WAVIT ist robust gegen Chlorose und Wurzelersticken und macht wie Wangenheims allgemein sehr gesunde, langlebige Bäume.  Eine gute Affinität mit allen Aprikosensorten in unserem Sortiment, frühe und hohe Erträge, das Fehlen von Wurzelausschlägen und ihre klimatische Robustheit sorgen für eine rasche Verbreitung.

 

 Saint Julien A - Pflaumen- Pfirsich- und Aprikosenunterlage

 

Auch wenn in den 90er Jahren der St. Julien GF 655-2 aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit der Vorzug gegeben wurde, musste man erkennen, dass aus Gründen der Baumgesundheit St. Julien A der Vorzug gegeben werden muss. St. Julien A ist für schwere und feuchte Böden bei Pflaumen, Aprikosen und Pfirsichen gut geeignet. Der Wuchs ist mittelstark, etwas schwächer als Jaspy Fereley, aber kräftiger als WaxWa und WaVit.

Pfirsichsorten auf dieser Zwetschkenunterlage veredelt sind vor allem für feuchte Böden oder im Hausgarten, wo viel bewässert wird, empfehlenswert. Auf leichten, trockenen Böden bringen pfirsicharteigene Unterlagen wie Montclar® die größeren Früchte. Ein weiterer Vorteil von Sankt Julien A ist die intensive Bewurzelung, welche im Pflanzjahr zu weniger Baumausfällen führt als bei Pfirsichsämlingen mit ihrer geringen Feinwurzelmasse.

St. Julien war bis Mitte der 90er Jahre die wichtigste Aprikosenunterlage im modernen Erwerbsanbau auf  ´Schräger Hecke´. Ihre sehr bodenabhängige, mehr oder weniger starke Wurzelschoßbildung und ihre mangelhafte Affinität mit manchen Sorten veranlassen uns trotz guter Fruchtqualitäten zur Suche nach neuen Idealen.